Mutter des Friedens
eine erotische Fantasy-Furry Kurzgeschichte
Noxolo nennt sich selbst "Die Mutter des Friedens" doch alles, was sie über das einst friedliche Tal brachte war Angst und Schrecken. Qalani kehrt nach einem erfolgreich ausgeführten Attentat für die selbstgefällige Königin zurück.
Der einzige Grund, warum Qalani dem Tal nicht den Rücken kehrt ist Themba. Der Sohn des ehemaligen Herrschers, der jetzt als Haustier der Königin an der Kette liegt.
Unangenehm laut hallten Qalanis Hufe auf dem steinernen Boden des Saal wider. Ihre Beine trugen sie, aber ihre Knie fühlten sich weich an, als würden sie ihr jeden Moment den Dienst versagen.
Möglichst unauffällig huschte ihr Blick zur Seite, streifte die Wachen, die sich an dem langen Weg bis zum Thron reihten.
Der Halle war riesig, sogar für eine selbstgefällige Königin, wie Noxolo es war.
Zwischen den massiven Steinsäulen fiel das warme Licht der Nachmittagssonne und trug trockene Wüstenluft und den Duft von gebratenem Brot herein.
Hätte der Saal nicht unter den Tamarisken, die sich auf dem Berg angesiedelt hatte, Schutz gefunden, wäre die Hitze hier kaum auszuhalten gewesen. So aber war es angenehm kühl, wie in einer Höhle.
Wurzelwerk grub sich die Wände entlang, um einige Armlängen tiefer wieder im Stein zu verschwinden. Dazu gesellten sich unzähligen wuchernden Pflanzen, die mittlerweile die gesamte Decke des Saals bedeckte und die offenen Schlitze zwischen den Säulen einrahmten. Sie taten ihr übriges um das Innere des Gebäudes vor der anhaltenden Hitze zu schützen.
Qalanis Hand hob sich wie von selbst und suchte den Griff des Dolches an ihrem Gürtel, fasste jedoch ins Leere.
Die Wachen hatten ihn ihr abgenommen, lange bevor sie auch nur in die Nähe des Thronsaals gekommen war.
Energisch zog sie die Luft in ihre Lungen und versuchte ihren Puls zu beruhigen.
Jedes Mal, wenn sie diesen Weg entlang lief, fühlte er sich an wie ein Spießrutenlaufen und gleichzeitig, als würde sie nach einer langen Reise endlich wieder Zuhause ankommen.
Einerseits genügte ein falsches Wort, oder eine falsche Bewegung und ihr Kopf würde rollen. Im wortwörtlichen Sinne.
Andererseits würde sich das bekannte Flattern in ihrem Magen ausbreiten, wenn sie einen Blick in die dunklen Augen wagte.
Qalani zwang ihre kribbelnden Finger, die immer noch tastend an ihrem Gürtel nach Halt suchten, sich zu entspannen und streckte den Arm nach unten.
Als sie den roten, dicken Teppich betrat, wanderte ihr Blick nach vorn, über die gut zweidutzend Stufen, die sich keinen Steinwurf vor ihr erhoben, zu dem Podest darüber.
Ihr Herz hüpfte vor Freude und schien gleich vor Nervosität auszusetzen. Nur für einen Augenblick verweilte ihre Aufmerksamkeit bei dem ihr so bekannten Augenpaar und doch genügte es.
Ihre Mundwinkel zuckten und sie unterdrückte den Drang zu lächeln, rief sich zu Ordnung und krallte stattdessen ihre Finger in den dünnen Stoff an ihrem Oberschenkel.
Der Thron glich einer mit dicken Matten ausgelegten Liegefläche, darüber die feinsten Stoffe und mit Edelsteinen bestickte Kissen.
Noxolo räkelte sich darauf. Ihr gefleckter goldener Schwanz zuckte und jagte Qalani eine Gänsehaut über den Rücken. So entspannt Noxolo auch wirken mochte, sie durfte nie vergessen, was sie war. Eine Raubkatze, eine, die das einst so friedliche Tal an sich gerissen hatte, mit Krallen und Blut und Angst.
Auch wenn sie sich Mutter des Friedens nannte, so hatte sie dem Tal doch nur Leid gebracht.
Qalanis Blick streifte abermals den Grund, warum ihr Magen in heller Aufregung war. Sie musste nur dem roten Band folgen, das lose in Noxolos Hand lag.
Die selbsternannte Herrin über das Tal schien Qalani zu durchschauen. Sie hob die Hand mit dem roten Band, das ebenfalls mit unzähligen in der nachmittagssonne glitzernden Perlen besetzt war und zog kurz daran.
Ein Ruck ging durch den Leib am anderen Ende der Leine. Qalanis Magen krampfte, während sie abgehackt die Luft aus ihrem Mund stieß.
„Hmmm… Sie nur Themba, was uns der Wüstenwind vor die Füße geweht hat.“ Sie lächelte. Eine kalte Geste, die spitze, scharfe Zähne entblößte.
Qalani erreichte genau in dem Moment die unterste Stufe und sank ehrerbietend auf ein Knie. Ihr Kopf mit den geschwungenen Hörnern sank nach vorn, die dunkelbraunen Locken fielen ihr ins Gesicht und verdeckten hoffentlich ihr Gesicht vor den Wachen.
„Herrin“, würgte sie heraus und versuchte dabei so unterwürfig zu klingen, wie sie sollte und gleichzeitig nicht an dem Wort zu ersticken.
Sie hörte, wie Noxolo ein zufriedenes Gurren entwich. „Tritt näher Kudu. Ich will hören, wie du das Oberhaupt der Fossa getötet hast. Du hast es doch, oder nicht?“, schnarrte Noxolo und hörte sich dabei an, als wüsste sie selbst nicht, was ihr besser gefiel.
Mit weichen Knien stemmte sich Qalani wieder in die Höhe ihren Blick auf die Stufen vor sich gerichtet, die sie nach weiterem Zögern empor stieg.
Dennoch, ohne es verhindern zu können nahm sie Themba am Rand ihres Sichtfeldes wahr. Wie er vor dem Podest auf dem steinernen Boden hockte.
Sein Blick ruhte auf ihr, sie konnte es in aller Deutlichkeit spüren. Ihr Nacken kribbelte und ein Prickeln perlte an ihrer Wirbelsäule entlang. Beinahe bildete sie sich ein, seine Finger auf ihrer Haut zu spüren. Die Krallen, wie sie sich neckend über empfindliche Stellen bewegten. Warmer Atem in ihrem Nacken.
Sein tiefes Stöhnen, dass ihr geradezu körperlich durch den Leib schoss und Hitze zwischen ihren Schenkeln verursachte.
Erst, als sie den Teppich verließ und ihre Hufe abermals ein erschreckend lautes Geräusch auf dem Boden verursachten, zuckte sie aus dieser Erinnerung.
Ihre leichte Kleidung schabte zwischen ihren Schulterblättern und ihre Hände suchten verzweifelt eine Beschäftigung, als sie endlich das Podest erreichte.
Sofort sank Qalani auf ein Knie und holte abgehackt Atem.
Sie wagte es nicht aufzusehen, nicht, weil sie Noxolos Wut fürchtete, sondern weil sie wusste, dass, wenn sie in die schwarzen Augen vor sich starrte, sie es so schnell nicht wieder hätte unterbinden können.
Also richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die ledernen Bänder an ihrem Handgelenken.
Allein das Wissen darüber, dass sie Themba keine Armlänge vor sich hatte, versetzte ihr Innerstes in einen unsteten Wirbel aus Sehnsucht, Aufregung und unterdrücktem Zorn.
Wut gegenüber Noxolo, weil sie es wagte ihn an die Kette zu legen und Ärger sich selbst gegenüber, weil sie sich ohnmächtig gegenüber dieser Situation fühlte und keinen Ausweg fand.
Themba bewegte sich. Seine nackten Füße schabten über den Boden und verursachten ein leises, kratzendes Geräusch, während das einzige Kleidungsstück an ihm, seine Hose, kaum hörbar raschelte.
Sie müsste nur den Arm ausstrecken und könnte ihn berühren.
So nah… so unglaublich nah…
Angespannt zog sie die Luft durch ihre Nase, nahm den Duft von Blumen, feuchtem Mauerwerk und eine herbe, sandige Note war, die ihr Verstand Themba zuordnete. Obwohl es so lange her war. Wochen, nein Monate, als sie das letzte Mal im Schloss war.
Ihr Auftrag hatte zu lange gedauert, viel zu lange. Aber sie hatte sich erst das Vertrauen der Fossa erarbeiten müssen, um in die Nähe ihres Oberhaupts zu kommen.
„Nun, erzähl!“, forderte Noxolo sie ungeduldig auf und wetzte mit ihren Krallen über den Stein in ihrem Rücken. Ein unangenehmes Quietschen erklang, was Qalani frösteln ließ.
„Lindiwe, das Oberhaupt der Fossa ist tot, Herrin“, bestätigte Qalani leise, aber bestimmt und lauschte dem zufriedenen Glucksen von Noxolo.
„Erzähl weiter“, verlangte die Raubkatze und räkelte sich zufrieden, während Themba zu ihren Füßen die Hände zu Fäusten ballte. Qalani nahm es nur aus dem Augenwinkel wahr, aber es genügte, damit ihr die Hitze in die Wangen schoss.
Er wusste es und sie genau so. Es bestand nie eine Wahl. Sie tat, was sie tun musste, um am Leben zu bleiben und doch wusste sie gleichzeitig, dass sie ihre Möglichkeiten damit, dieser grausamen Herrschaft ein Ende zu setzen, jedes Mal minimierte.
„Ich habe ihm den Hals aufgeschlitzt, im Schlaf“, erzählte Qalani leise und schloss die Augen. Dass sie ihm zuvor Mohnsaft gegeben hatte, damit er nichts spürte, verschwieg sie. Dass sie dabei in seinem Bett gewesen war und noch wenige Stunden zuvor seinen wärmenden und lebendigen Körper an ihrem gespürt hatte, auch.
Wenn sie den Tod nicht verhindern konnte, dann doch das Grauen.
Sie wusste, dass der Verlust die Fossa dadurch nicht weniger Schmerzte und, dass sie sich damit eine weitere Narbe zufügte. Dennoch konnte sie es nicht verhindern, sich jedesmal dazu hinreißen zu lassen.
Es war närrisch, das war ihr bewusst.
Noxolo lachte auf. „Wunderbar! Ist er wach geworden? Hat er geröchelt? Gelitten? Erzähl es mir, in jeder Einzelheit!“ Noxolo legte dabei ihre Nase in Falten und Qalani tat ihr bestes die Geschichte so blutig zu gestalten, wie die Raubkatze es gerne gehabt hätte.
Als sie endete, klatschte Noxolo verzückt in die Hände. Der abgehackte Beifall ließ Qalani zusammenzucken.
„Wunderbar!“, begeisterte sich die selbsternannte Herrin über das Tal und lachte abermals auf. „Bei einer Raubkatze erwartet man Blessuren, bei einer Antilope nicht! Gut gemacht, Kudu. Es hat sich gelohnt, dich in meine Dienste zu stellen. Bringt sie in eines unserer Gästezimmer! Sie ist unser Gast, bis wir ihre Dienste wieder benötigen.“
Damit war Qalani entlassen. Als sie sich aufstemmte, streifte ihr Blick die dunklen Augen von Themba. Seine Mimik spielgelte Bedauern und Trauer wieder und etwas, das Qalani nicht deuten konnte.
Beinahe hätte sie sich entschuldigt, zwang sich jedoch einen Schritt zurück zu machen, die Stufen abwärts.
Als sie endlich in einem der Gästezimmer war, in einer mit duftendem Wasser und bunten Blüten gefüllte Wanne lag und einem üppig mit Speisen beladenen Tablett neben sich, wich langsam die Anspannung in ihrem Inneren.
Sie wusste, dass sie nicht lange im Palast verweilen würde. Genau so, wie klar war, dass jeder Auftrag ihr letzter sein könnte.
Wenn sie jemand entlarvte, wenn einer ihrer Pläne nicht funktionierte, würde sie zu den Göttern ins Erdreich gelangen.
Manchmal beruhigte sie dieser Gedanke enorm, half ihr dabei einzuschlafen, oder den Griff um ihr Messer zu verstärken.
Gelegentlich versetzte sie genau diese Tatsache in Hysterie.
Sie würde ersetzt werden, wie ein löchriger Eimer. Aber es gab Leute, die sich auf sie verließen und Themba, den sie nicht allein lassen wollte.
Die Sonne ging unter, tauchte ihr Zimmer, das ausladende mit Seide bespannte Bett und die Elfenbeinverzierungen an den Wänden in zinnoberrotes Licht und nahm nur langsam die Hitze des Tages mit sich.
Als sich Qalani endlich aus dem angenehm kühlen Wasser quälte und in einen luftigen Überwurf aus meerblauem Stoff wickelte klopfte es an der Türe.
Sie wischte sich die braunen Locken aus dem Gesicht und öffnete die Türe.
Einer der Soldaten stand davor und hielt ihr eine versiegelte Rolle Pergament entgegen. Qalani nahm sie stumm entgegen und sah dem Geparden nach, wie er auf dem Absatz kehrt machte und den Flur wieder entlang lief. Mit einem tiefen Seufzer schob sie die Türe zu und sank in einen der gepolsterten Sessel.
Nachdem sie an ihrem Weinglas genippt hatte, brach sie das Siegel und entrollte das Pergament.
Sie überflog die wenigen Zeilen, ignorierte den übertriebenen Titel, den Noxolo sich gegeben hatte und kam zu der Kernaussage des Befehls.
Offenbar herrschten Unstimmigkeiten zwischen Noxolo und dem Wildhundrudel im Süden.
Qalani sollte den ältesten Sohn des vorherrschenden Oberhaupts ausschalten. Warum würde Qalani erst erfahren, wenn sie einige Zeit dort gelebt hätte. Mehr über das Land und die Leute und natürlich deren Einstellung zu Noxolos Herrschaft erfuhr.
Vielleicht sollte es eine Warnung an das Oberhaupt der Wildhunde sein, oder Erpressung. Womöglich stand der älteste Sohn Noxolo auch feindselig gegenüber, während der jüngere ihre Zustimmung fand.
Müde lehnte sie ihren Kopf an und starrte durch die Fensterspalten auf den nächtlichen Himmel. Sie war es so leid und des Kämpfens müde. Aber so lange dieses Land unter einer Knechtschaft litt, konnte sie nicht aufgeben. Noch nicht.
Achtlos landete das Pergament mit Noxolos Befehl auf einem der Beistelltische.
Als das kalte Licht des Mondes ihr Zimmer erhellte und die Weinflasche zur Hälfte geleert war, erfasste Qalani erneut Aufregung.
Mit bebenden Fingern streifte sie sich den Umhang ab und griff nach dem einzigen anderen Kleidungsstück, dass sich neben ihrer alltägliche im Zimmer befand. Es war ein knielangens, reichlich besticktes Gewand, dass sie außerhalb des Schlosses nie getragen hätte.
Noxolo erwartete morgen bei ihrem Frühstück ihre Gesellschaft, dort würde sie das Kleid tragen und danach hätte sie es gerne ins Feuer geworfen.
Alles, was Noxolo berührte schien die Raubkatze zu verderben, außer eines…
Unruhig trat Qalani vor den runden Spiegel im Zimmer, musterte ihr Gesicht und band sich die Haare mit geübtem Griff aus dem Gesicht.
Eine blaue Feder des Dreifarbenglanzstars fanden dort ihren Platz und dann wirbele Qalani zum Ausgang und betrat den Flur. Sie hielt den Atem an und lauschte in die Dunkelheit, die nur ab und an durch eine brennende Fackel unterbrochen wurde.
Ihre Ohren zuckte unruhig und das Klimpern ihrer Ohrringe störte sie schlagartig.
Bebend zog sie die Luft ein, trat vollständig auf den Gang und zog die Türe hinter sich zu.
Dann lief sie los, immer den Weg entlang, bog einige Male ab und wusste dennoch ganz genau, wo sie hin wollte.
Allein die Tatsache, dass sie sich immer mehr Noxolos Gemächern näherte beunruhige sie.
Als sie Stimmen hörte, erstarrte sie in der Bewegung und versuchte die Richtung einzuordnen, aus der sie kamen.
Auch wenn die Wachen sich beinahe lautlos bewegten, ihre Rüstungen verursachten Lärm, vor allem wenn zwei miteinander tratschten. Dennoch erschien es Qalani im ersten Moment unmöglich, zu sagen, welcher Gang sie ausspuckte.
Hastig steuerte sie eine der Türen an, drückte die Klinke nach unten. Der Durchgang ließ sich nicht öffnen und eilig steuerte sie die gegenüberliegende Türe an, als sie auch dort keinen Erfolg hatte, wirbelte sie herum. Das konnte übel enden, wenn die Wachen sie hier auf dem Flur fanden, ohne einen gewichtigen Grund.
Rasch setzte sie sich in Bewegung und folgte dem Gang zurück, wurde jedoch zurückgerissen. Eine Hand fand ihren Platz auf ihrem Mund und dämpfte ihren erschrockenen Aufschrei.
„Schhhh…“, zischte es gegen ihr Ohr, ein Teppich aus wuchernden Pflanzen nahm ihr die Sicht und binnen eines Augenblicks fand sie sich in einem Erker wieder.
Ihre Finger fassten nach hinten und grub sich in Thembas Hose, während sie sich mit klopfendem Herzen gegen ihn lehnte. Sie spürte die Wärme seines Körpers durch den dünnen Stoff in aller Deutlichkeit. Genau so, wie das Heben und Senken seines Brustkorbs.
Das war knapp gewesen und – bei den Göttern – hatte er sie so erschrecken müssen!
Sie schluckte jeden Protest hinunter, als die Stimmen der beiden miteinander plappernden Wachen lauter wurden und sie unbemerkt passierten.
Dann endlich brachte Qalani die Kraft auf sich in seinem Griff zu drehen. Ihre Nasenspitze strich dabei sein Kinn entlang, während ihre Finger über die dunkle, gefleckte Haut auf seiner Brust wanderte.
Ein Keuchen entwich ihr, als sie den Duft seiner Haut einatmete. Es schmerzte beinahe, wie sehr sie ihn vermisst hatte.
„Es tut mir leid, Themba“, wisperte Qalani in die Dunkelheit, die den Erker ausfüllte. Nur aus seiner Reaktion im Thronsaal schloss sie, dass er den Anführer der Fossa gekannt haben musste. Warum auch nicht? Die beiden waren beinahe im gleichen Alter gewesen und ihre beiden Gebiete lagen nebeneinander.
Vielleicht war Themba mit den Anführer der Fossa sogar befreundet gewesen? Bei den Göttern, hoffentlich nicht!
„Er hat nichts gespürt“, versicherte Qalani leise und spürte ein kaum merkliches Nicken, gefolgt von einem ungeduldigen Schnauben.
„Du glaubst mir d…“, weiter kam sie nicht, als Themba sich mit ihr drehte, sie gegen das kühle Mauerwerk in ihrem Rücken schob und seine Lippen auf ihre presste.
Der herbe Duft seiner Haut, der sie an Sand und zerdrückte Blätter erinnerte, berauschte sie.
Thembas Hände wanderten forschend und gleichzeitig vertraut über ihre Schenkel und schoben ihr Kleid nach oben. Qalani seufzte unterdrückt.
Sie fand halt in seinen schwarzen Haaren, die immer ein wenig zerzaust aussahen. Vermutlich war das normal bei einer Hyäne, dachte sie und lächelte, während Thembas Mund über ihren Hals strich.
Geradezu quälend langsam suchten seine Lippen einen gewundenen Weg an ihrem Körper entlang.
Jede seiner Berührungen fühlte sich heiß an, als versengte er ihre Haut dabei. Qalani zuckte beinahe davor zurück und bewegte sich ungeduldig, als sein Atem ihren Beckenknochen strich.
Seine Handfläche begegnete der empfindliche Stelle zwischen ihren Schenkeln und entlockte ihr ein sehnsüchtiges Stöhnen.
Ein tiefes, kehliges Brummen entwich ihm, ehe Themba sich aufrichtete und sie mit einer energischen Geste hochhob. Haltsuchend schlang Qalani ihre Beine um seine Hüften und wurde mit Nachdruck gegen das kalte Gemäuer gedrängt.
Ihre Finger streiften seinen Hals und das metallene Band darum. Sie wünschte, sie könnte es ihm abnehmen, abreißen und aus dem nächsten Fensterschlitz werfen.
Seine Bewegungen wurde gieriger, besitzergreifender.
Als er in sie eindrang verlor die Welt um sie herum an Konturen.
Alles, was noch wichtig war, war seine Nähe und alles, was sie sich wünschte war dieser eine Moment, der nie enden sollte.
Sein raues Keuchen in ihrem Ohr, die Hitze in ihrem Schoß, Krallen, die sich schmerzhaft in ihre Haut bohrten.
Allein daraus bestand ihre Welt. Sie schien sich darin aufzulösen, wünschte es sich beinahe. Dann wäre sie bei ihm. Immer.
In ihrem Körper begann ein Sturm zu toben, der selbst diesen Gedanken auszulöschen drohte.
Die ganze Welt schien sich zu drehen. Ihr Körper zersprang in tausend winzige Stücke, die nur einen Fixpunkt zu kennen schienen.
Themba.
Sie keuchte, krallte ihre Finger in seinen Nacken und schrie auf, als die Welle der Erregung sie verschlang.
Sie brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bevor sie wieder Herr über ihre Sinne war. Ihr Mund prickelte unangenehm und ein Stein im Mauerwerk stach gegen ihren Rücken. Dennoch lehnte sie sich schwer atmend und zufrieden gegen die Hyäne vor sich.
Thembas Stirn drückte sich auf ihre, sein Atem fegte gegen ihre Wange. Behutsam ließ er eines ihrer Beine los, ehe er die Handfläche auf ihr klopfendes Herz presste.
Qalani wusste, was diese Geste zu bedeuten hatte, sah in die dunklen Augen und schmunzelte.
„Ich liebe dich auch.“ Sie spürte es mehr, als dass sie es sah, aber es war da. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, das Erste und wohl auch einzige seit Wochen.
„Ich werde bald wieder aufbrechen“, flüsterte Qalani kaum hörbar. Jeder von ihnen beiden wusste es. Warum nur sprach sie es aus? Themba nickte abgehackt, dann strich sein Daumen über die hellen Linien, die sich über ihre Wange zogen.
„Aber ich komme wieder“, versprach sie und auch diesmal erhielt sie ein knappes Nicken als Antwort. Sie taten sich beide schwer, sich voneinander zu verabschieden, die halbe Nacht verging, ehe sie sich voneinander lösen konnten. Nicht ohne, dass Qalani Themba die Feder aus ihrem Haar in die Hand drückte.
„Ein Tropfen“, beschwor sie ihn, ehe sie sich schweren Herzens abwandte und in ihre Unterkunft eile. Ein Tropfen, wiederholte Themba in seinem Kopf. Jedes Mal, wenn sie das Schloss betrat, füllte sie den Kiel mit einem Gift. Er sollte es in Noxolos Trinken mischen. Es würde sie töten. Langsam, aber sicher.
Niemandem würde es auffallen. Noxolo würde schwächer werden, immer schwächer, immer kränker und irgendwann könnte er ihr die Kehle durchbeißen. Irgendwann könnte er sich dafür rächen, dass sie sein Volk versklavt hatte, dass sie jedes Volk in diesem Tal unterjochte, aber…
Immer noch den süßen Geschmack von Qalani auf den Lippen trottete er den Flur entlang, zog den Kopf ein, als er die beiden Wachen passierte und den ausladenden, prunkvoll eingerichteten Raum dahinter betrat.
„Hmm… Themba, ich sehe, die kleine Kudu hat dir wieder ein Geschenk dagelassen.“ Noxolo grinste breit und räkelte sich auf ihrem Bett. Die Schwanzspitze peitschte auf und ab.
Themba nickte, sein Blick starr auf die Wand über dem Bett gerichtet.
Noxolos Fauchen ging in ein Lachen über. „So ein braves Schoßhündchen. Stell die Feder zu den anderen“, forderte sie und Themba wandte sich erleichtert der anderen Seite des Raums zu. „Also bleibt uns die kleine Kudu noch erhalten, ja? Hattet ihr Spaß mit euren kleinen Racheplänen?“ Ein weiteres Kichern erklang, als Themba die Feder zu den anderen in die Vase stellte.
„Hmm… vielleicht hätte ich dir doch nicht die Zunge rausreißen sollen“, gurrte Noxolo. „Ich hätte zu gerne gehört, was ihr beiden so treibt, wenn du bei ihr bist.“ Sie rümpfte die Nase. „Jedenfalls riechst du, als hättest du dich in Antilopenscheiße gewälzt. Machen das Hyänen nicht, Themba?“
Energisch versuchte er die Wut in seinem Bauch zu ignorieren und zwang sich zu einem Nicken. Seine Hände jedoch ballten sich zu Fäusten.
Noxolo musste es gesehen haben, denn sie lachte abermals.
„Na, komm, du stolzes Oberhaupt.“ Noxolo wälzte sich geschmeidig von ihrem Bett und durchquerte eine Türe dahinter. Themba folgte ihr angespannt.
Ein stabiles Eisengitter teilte den Raum dahinter, flankiert von zwei Wachen. Thembas Blick glitt zu der Hyäne dahinter.
Sie sah jedes Mal, wenn er sie besuchte mitgenommener aus. Ehe er jedoch zu ihr konnte, packte Noxolo ihn am Kinn. Ihre Krallen bohrten sich schmerzhaft in seine Haut.
„Deine Belohnung dafür, dass du diese kleine Kudu bei Laune hältst. Und später zeigst du mir einfach, was du mit ihr gemacht hast. Wie klingt das? Aber vorher solltest du ein Bad nehmen.“
Dann ließ sie ihn los und Themba sank vor den Stäben auf die Knie. Nahm seine schluchzende kleine Schwestern in die Arme und wünscht inständig, nicht so vollkommen machtlos zu sein.